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Der Hölderlinturm bei der Stocherkahn-Anlegestelle prägt die Tübinger Neckarfront.

Neuer Nutzen für den Hölderlinturm

Die Sanierungsarbeiten am bekanntesten Gebäude Tübingens haben begonnen. Hier hat der Dichter Friedrich Hölderlin zwischen 1807 und 1843 die zweite Hälfte seines Lebens verbracht. „Der Hölderlinturm ist einer der zentralen Erinnerungsorte der Weltliteratur“, sagt die Erste Bürgermeisterin, Dr. Christine Arbogast, zum Baubeginn. „Er besitzt weit über Tübingen hinaus eine helle Strahlkraft. Dem werden wir mit der Sanierung und dem neuen Ausstellungskonzept gerecht.“

Der Turm und das angrenzende Haus bekommen neue Fußböden, die Fenster werden aus energetischen Gründen neu verglast. Die Architekten legen großen Wert auf eine behutsame Sanierung in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt. Die Räume im Turm werden nur geringfügig verändert, um Bezüge zur Lebenssituation Hölderlins im mehrfach umgebauten Turm wiederherzustellen.

Im Flur des Erdgeschosses werden die modernen Bodenfliesen durch einen Sandsteinbelag ersetzt. Später wird eine indirekte Beleuchtung die Situation Hölderlins aufgreifen: Der Dichter ging hier ab vier oder fünf Uhr morgens auf und ab, Verse skandierend. Im zweiten Obergeschoss befand sich eine Wohnung mit separatem Eingang, die bis 2012 vermietet war. Diese Räume werden künftig als Büros des Museums und der Hölderlin-Gesellschaft genutzt. Das obere Turmzimmer wird in den Museumsrundgang einbezogen und somit erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Fundamente des Turms lassen sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. 1778 wurde auf dem Turmsockel „ein achteckiges Kämmerlein“ gesetzt und das neue Turmdach mit dem Hausdach verbunden. 1807 erwarb Schreinermeister Ernst Friedrich Zimmer das Haus. Über seiner Werkstatt im Erdgeschoss hatte er eine bescheidene Wohnung, in die er im gleichen Jahr Friedrich Hölderlin aufnahm. Um für die wachsende Familie und studentische Untermieter Wohnräume zu schaffen, ließ er in den folgenden Jahren das Haus mehrfach aus- und umbauen, zuletzt 1828 nach Aufgabe der Werkstatt. Die Raumaufteilung entsprach jetzt weitgehend der heutigen mit den drei Räumen und dem langen Gang. Bis 1865 blieb das Haus im Besitz der Familie Zimmer.

Anfang 2020, zum 250. Geburtstag des Dichters, soll der Hölderlinturm mit einem vollkommen neuen Ausstellungskonzept wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet werden. Die Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten (alim) am Deutschen Literaturarchiv in Marbach kuratiert die Ausstellung unter der Leitung von Dr. Thomas Schmidt. Diese wird sich anders als bisher über das Erdgeschoss und die beiden darüberliegenden Stockwerke erstrecken. Die neue Dauerausstellung wird themenorientiert angelegt. Sie verfolgt einen offenen Ansatz: Besucher werden dazu angeregt, den Gründen von Hölderlins Rückzug in den Turm selbst nachzuspüren und in einem „Metrik-Labor“ Hölderlins Sprachexperimente buchstäblich am eigenen Leib zu erfahren. Die Besucher können im Turm mit Rhythmus und Versmaß experimentieren. Kleinere Wechselausstellungen runden das Konzept ab.

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