Die mit 5 Millionen Euro dotierte Humboldt-Professur macht's möglich: Largus Angenent wechselt aus den USA an die Uni Tübingen. Der Spezialist in angewandter Mikrobiologie besetzt den Lehrstuhl für Umweltbiotechnologie im Fachbereich Geowissenschaften. Zu den Schwerpunkten seiner bisherigen Arbeit gehörte die Erforschung von Bakterien zur Synthese von Treibstoffen und Chemikalien.
Bisher forschte Angenent in der Abteilung für Bio- und Umweltverfahrenstechnik an der Cornell University in Ithaca, New York. In Tübingen wird seine Arbeit von der Alexander von Humboldt-Stiftung mit Deutschlands höchstdotierten internationalen Forschungspreis gefördert. Angenent nimmt mit seinem Forschungsgebiet in zweierlei Hinsicht eine Brückenfunktion ein: Er verbindet einerseits Umweltmikrobiologie und Medizinische Mikrobiologie, andererseits Grundlagenforschung und eine problemorientierte anwendungsbezogene Wissenschaft. Er arbeitete an der Charakterisierung des Mikrobioms – jeweils der Gesamtheit der Mikroben – in der Luft, in Bioreaktoren und in der Lunge. So entwickelte er eine Methode, um alle Mikroben in der Raumluft eines Gebäudes zu erfassen, um zum Beispiel Krankheitserregern in einem Krankenhaus auf die Spur zu kommen.
In der Umweltverfahrenstechnik forschte er als einer der ersten Wissenschaftler an der Speicherung von Strom aus regenerierbaren Quellen mithilfe von Mikroben. Dabei wird der überschüssige Strom zum Beispiel von Windkraft- oder Fotovoltaik-Anlagen zur Herstellung von Wasserstoffgas genutzt, das Mikroben zu Erdgas ähnlichem Methan umsetzen . Seine weiteren Interessensgebiete sind die Herstellung löslicher biochemischer Stoffe aus Abfallstoffen und die Kohlenstoffrückgewinnung aus der industriellen Produktion. Neben diesen angewandten Fragestellungen betreibt Angenent jedoch auch Grundlagenforschung, um die Biochemie und Energetik einschlägiger mikrobieller Stoffwechselwege besser zu verstehen.
Der gebürtige Niederländer studierte an der Universität Wageningen Umweltwissenschaften und Mikrobiologie. 1998 erhielt er einen Ph.D. in Umweltingenieurwissenschaften der Iowa State University. Nach weiteren Stationen in den USA war er ab 2008 Professor an der Cornell University mit einer einjährigen Unterbrechung von 2014 bis 2015, die er als Gastprofessor an der Universität Gent in Belgien verbrachte. Er wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem erhielt er 2007 den NSF CAREER Award der U.S. National Science Foundation und 2015 den SUNY Chancellor‘s Award for Excellence in Scholarship and Creative Activities.
Die Humboldt-Professur dient dazu, internationale Spitzenforscher nach Deutschland zu holen. An der Universität Tübingen ist Angenent der dritte Humboldt-Professor. 2012 wurde der Förderpreis an den Linguisten Professor Rolf Harald Baayen vergeben, der von der University of Alberta (Kanada) an die Universität Tübingen wechselte. 2015 folgte die Pflanzengenetikerin Professorin Marja Timmermans, die vom Cold Spring Harbor Laboratory (USA) nach Tübingen kam.
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