Elektromobilität braucht eine leistungsfähige und kostengünstige Ausstattung mit Ladepunkten an den Abstellflächen. An der Hochschule Reutlingen entsteht eine Blaupause für Parkraumbetreiber im ganzen Land.
Im vom Land Baden-Württemberg geförderten Projekt GELaZ (Gemeinschaftsdienliche E-LadeZellen) wurde an drei verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg intelligente Ladeinfrastruktur errichtet. Auf einem Parkplatz der Hochschule Reutlingen wurden acht neue 22Kw-Ladepunkte erichtet, an denen das Reutlinger Energiezentrum für Dezentrale Energiesysteme (REZ) derzeit noch Tests durchführt - und ab Januar auch die E-Autos von Anwohnern und Besuchern Strom ziehen können.
Im Rahmen des Pilotprojekts des REZ wurde ein Netzanbindungs- und Messkonzept erarbeitet, um die Ladesäulen der Hochschule mit Strom zu versorgen. Diese Lösung ist gegenüber der bisher üblichen Praxis, die Stromversorgung über einen eigenen Netzanschlusspunkt zu realisieren, ökologisch, wirtschaftlich und technisch deutlich günstiger und erspart der Allgemeinheit hohe Kosten.
Das Vorgehen dient den Landesbetrieben Vermögen und Bau Baden-Württemberg und Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg nun als Muster für die weitere Erschließung des landeseigenen Parkraums in ganz Baden-Württemberg.
Darüber hinaus wurde die Ladeinfrastruktur in das Virtuelle Kraftwerk Neckar-Alb an der Hochschule Reutlingen integriert. Auf der Basis kann sie gemeinschaftsdienlich betrieben werden. Das bedeutet konkret: Energieverbrauch und -erzeugung aus der Photovoltaik und einem Blockheizkraftwerk werden sektorenübergreifend für die gesamte Hochschule samt Parkplatz optimiert. So werden auch die lokalen Netze weniger stark belastet.
Mit dem Virtuellen Kraftwerk Neckar-Alb lernen Studierende am Reutlinger Energiezentrum zusammen mit der neu eingebundenen Ladeinfrastruktur ganz praktisch, wie die Themen E-Mobilität, Energiesysteme der Zukunft und Lastmanagement ineinandergreifen. Auch erste studentische Forschungsarbeiten konnten bereits innerhalb des Projekts durchgeführt werden und so zur Ausbildung der Studierenden zu Experten auf dem Gebiet Dezentraler Energiesysteme und Energieeffizienz beitragen.
„Das ist eine Win-Win-Situation für alle“, so Prof. Dr. Sabine Löbbe, an der Hochschule für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich. „Wir wollen die Hochschule bis spätestens 2040 klimaneutral gestalten. Mit GELaZ trägt Forschung dazu bei, sowohl die Lehre als auch die Infrastruktur am Campus nachhaltiger und attraktiver zu machen“.
Das REZ versteht sich als Kooperationspartner für Industrie, Wirtschaft, Kommunen, Verwaltung sowie Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen. Es dient als transdisziplinäre Plattform für innovative Energielösungen durch angewandte Forschung und Lehre. Die Aufgabenstellungen reichen von konzeptionellen Fragestellungen über Forschung und Entwicklung bis hin zu Gremienarbeit und Beratungstätigkeiten, Gutachten, Geräteprüfungen und Zertifizierungsmessungen an den Prüfständen der Hochschule. Für forschungsinteressierte Masterabsolventinnen und -absolventen mit hervorragendem Master-Abschluss besteht die Möglichkeit zur Promotion in Kooperation mit unterschiedlichen Universitäten. So greifen die Fakultät Technik und das REZ Innovationsthemen der Zeit auf und bereiten angehende Ingenieurinnen und Ingenieure, Kaufleute und Soziologen praxisnah auf ihre berufliche Zukunft vor.