Mit ihrem Blick direkt ins Erbgut einer Pflanze verkürzt Computomics die Entwicklung von neuem Saatgut um bis zu sechs Jahre. Dafür bekamen die beiden Tübinger Bioinformatiker Sebastian Schultheiss und Tobias Dezulian den Sonderpreis für junge Unternehmen der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg.
„Erbgut aufschlüsseln, ist heute kein Problem mehr“, sagt Sebastian Schultheiss, „es kommt vielmehr darauf an, die riesigen Datenmengen auszuwerten, richtig zu interpretieren und dann dem Kunden eine Handlungsempfehlung zu geben.“ Sebastian Schultheiss (34) ist Bioinformatiker. Er hat 2012 zusammen mit Tobias Dezulian (43) die Computomics GmbH in Tübingen gegründet. Ihre Kernleistung: Sie haben den langwierigen Prozess, um neue Pflanzensorten zu züchten, radikal verkürzt. Sie schauen direkt ins Erbgut einer Pflanze hinein, indem sie es sequenzieren. Dann werten sie die riesigen Datenmengen mit Hochleistungsrechnern aus, interpretieren sie und können beispielsweise Saatgutherstellern genau sagen, welche Samenkörner sich für die Sortenentwicklung eignen. „Es handelt sich also um konventionelle Zucht, so wie ein Züchter nach der Ernte vorgeht“, sagt Tobias Dezulian, „mit Genmanipulation hat das nichts zu tun.“
Erst kürzlich hat der High-Tech-Gründerfonds (HTGF) angekündigt, in Computomics zu investieren: Bei 500.000 Euro geht es los, der Rahmen kann sich noch auf bis zu 2 Millionen Euro aufspannen: Der HTGF, gespeist aus Mitteln von Bund und 18 großen Unternehmen, unterstützt das Tübinger Biotechnologie-Unternehmen Computomics GmbH mit Risikokapital.
Computomics, eine Ausgründung der Universität und des Max-Plancks-Instituts für Entwicklungsbiologie, bietet Bioinformatik-Analysedienstleistungen für die Pflanzenzucht an. Die HTGF-Investition soll die internationale Expansion des Unternehmens fördern. Nach eigenen Angaben arbeitet Computomics bereits mit drei der zehn größten Saatguthersteller weltweit zusammen.