Mössingen hat ein neues Buch über die Stadtgeschichte veröffentlich. Vorgestellt wurde das umfangreiche Werk bei der Ausstellungseröffnung "1250 Jahre Mössingen … und mehr“ in drt Pausa Tonnenhalle.
Oberbürgermeister Michael Bulander betonte in einer Begrüßung, dass da Buch die Mössinger - aber auch Öschinger und Talheimer - Ortsgeschichte vorstelle. Museumsleiterin Dr. Franziska Blum führte in die Ausstellung ein und stellte das von einem Team von neun Autoren erarbeitete Stadtgeschichtsbuch vor. Während sich die Ausstellung auf Mössingen als „Jubilarin“ konzentriert, behandelt das Buch auch die 1971 eingemeindeten Orte Talheim und Öschingen von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart.
Grund der diesjährigen Feierlichkeiten ist die Ersterwähnung Mössingens 774 im Lorscher Codex, die als Replik und zentrales Exponat in der Ausstellung zu sehen ist. Dass die Geschichte Mössingens jedoch nicht erst mit diesem Datum beginnt, bringt der Ausstellungstitel „1250 Jahre Mössingen … und mehr“ sowie Exponate aus früheren Jahrtausenden zum Ausdruck. Neben einem Mammutzahn aus der Eiszeit dokumentieren Grabbeigaben und Zufallsfunde von der Bronzezeit bis zum Frühmittelalter wie die Mössinger Markung bereits lange vorher besiedelt war. Im Mittelalter war der Einfluss der Zollerngrafen bedeutsam, ehe Mössingen 1441 endgültig zur Herrschaft Württemberg wurde. Die neue Grenze im Tannbachtal, auf die in der Ausstellung ein Grenzstein von 1494 hinweist, wurde zur Konfessionsgrenze als Württemberg und damit Mössingen 1534 reformiert wurde. Seit der Frühen Neuzeit übernahm Mössingen als größte Siedlung im Steinlachtal mit einem Unteramt auch zentralörtliche Aufgaben. Ab dem 18. Jahrhundert zwang die zunehmende Verarmung durch Bevölkerungszuwachs und Realteilung die Menschen dazu, ein Zubrot im Handwerk zu suchen: die Leinenweberei, die Rechenmacherei und die Branntweinbrennerei boten zusätzliche Einnahmequellen.
Für manche anderen lag das Glück in der Ferne und sie wanderten aus. Von der Gründung Sebastiansweilers 1790 über die Industrialisierung bis hin zu den Modernisierungen leitete Blum durch die weiteren Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts. „Auch als sich die Textilindustrie hier ansiedelte, blieben die Verhältnisse bescheiden. Die Nebenerwerbslandwirtschaft spielte nach wie vor eine Rolle“, so Blum. Sie erläuterte weiter, dass das Stadtgeschichtsbuch viele Aspekte der Stadtgeschichte neu beleuchte. Besonders das Kapitel zur NS-Zeit bringt neue Einblicke wie etwa die “Gleichschaltung“ in den Gemeinden durchgesetzt oder die als sogenannte ”Euthanasie“ getarnten Morde an körperlich und geistig behinderten Menschen möglich wurden.
Nach dem Krieg ging es im 4 300 Einwohnern zählenden Mössingen mit seinen 800 Neubürgern an Flüchtlingen und Vertriebenen an den Wiederaufbau. Neue Wohngebiete entstanden wie etwa 1960 Bästenhardt, das heute den größten Stadtteil mit 5.000 Einwohnern ausmacht. Handwerk und Industrie boomte in dieser Zeit, ein Schulzentrum entstand. Mössingen wuchs und konnte im Rahmen der Gemeindereform 1971 Öschingen und Talheim eingemeinden. 1974 wurde die inzwischen über 13000 Einwohner zählende Gemeinde aufgrund ihres „städtischen Gepräges“ zur Stadt erhoben. Seither sind 50 Jahre vergangen, in denen der Strukturwandel zum Ende der Textilindustrie führte. Die leerstehenden Textilbrachen des Pausa-Quartiers und des Merz-Areals boten neuen Gestaltungsraum in der Stadt. 2022 wurde die neue Mössinger Mitte eingeweiht. Seit 2009 ist Mössingen Große Kreisstadt und zählt inzwischen 21 000 Einwohner.
Neben 13 Stationen, die in der Ausstellung ab 774 chronologisch in großen Schritten durch die Jahrhunderte führen ist zentral ein großer Tisch mit zahlreichen Gegenständen aus der Ortsgeschichte präsentiert. Jedes Exponat verbindet sich mit einer Jahreszahl und erzählt eine „Geschichte aus der Geschichte“.
Die Ausstellung ist bis zum 22. Dezember 2024 jeweils mittwochs und sonntags, 14 bis 18 Uhr geöffnet.