Es ist ein entscheidender Schritt bei der Konversion: Der Zweckverband Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb kauft das einstige Kasernengelände auf dem Geißbühl vom Bund. Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft, Vorsitzender des Zweckverbands, unterschrieb den Kaufvertrag am 13. September 2023.
Der Deal ist also fast perfekt. Reine Formsache sein dürfte das jeweilige Okay der Gemeinderäte der Verbandskommunen, also Meßstetten, Albstadt, Balingen, Nusplingen und Obernheim. Auf grünes Licht setzt der Zweckverband auch beim Bundesfinanzministerium, das den Kauf des ehemaligen Meßstettener Bundeswehr-Areals genehmigen muss.
Konversion ist ein Begriff, der in der Wirtschaft oft verwendet wird, um die Umnutzung von bestehenden Ressourcen oder Gebäuden zu beschreiben. Vielfach fokussiert sich dieser Prozess dabei auf ehemaliges militärisches Gelände, das, nach Abzug der Soldaten, nun zivilgesellschaftlich erschlossen werden soll. So auch in Meßstetten, dessen Bundeswehrstandort über Jahrzehnte die Stadt prägte. Die Kaserne ist aber schon seit vielen Jahren geschlossen.
In der heutigen Zeit, in der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung immer wichtiger werden, gewinnt die Konversion zunehmend an Bedeutung. Durch die Umnutzung von alten Industriegebäuden oder Brachflächen können neue wirtschaftliche Möglichkeiten geschaffen werden. Einen bedeutenden Meilenstein in der Chronologie markierte dabei schon der 15. Oktober 2020. Mit Brief und Siegel gründeten damals die Oberbürgermeister und Bürgermeister der Städte Albstadt, Balingen und Meßstetten sowie der Gemeinden Nusplingen und Obernheim den Interkommunalen Industrie- und Gewerbepark Zollernalb, kurz IIGP. Es ist ein Zweckverband, bei dem die Stadt Meßstetten federführend ist; schließlich liegt der IIGP auf deren Grund und Boden. So hat Meßstetten von den insgesamt 100 Stimmen in der Verbandsversammlung allein die Hälfte; 24 hält Albstadt, 20 Balingen, je drei schließlich Nusplingen und Obernheim.
Ausgebremst wurde die wirtschaftliche Nachnutzung des einstigen Bundeswehrgeländes auf dem Geißbühl in den zurückliegenden Jahren immer wieder aufs Neue. Weil hier die Bundes- und Landespolitik das entscheidende Wort haben, entstand auf dem großzügigen Areal zunächst eine Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge. Während der Corona-Pandemie richtete der Landkreis hier sein Impfzentrum ein. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine dienen die alten Kasernengebäude und einstigen Soldatenunterkünfte als Ankunftszentrum und temporäres Zuhause für Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet.
Das 508.794 Quadratmeter große Gelände soll laut Zeitplan zum 1. Januar 2024 in das Eigentum des Zweckverbandes übergehen. Lediglich rund 10.000 Quadratmeter am äußersten Rand, also weniger als zwei Prozent der Gesamtfläche, verbleiben beim Bund. Die fünf örtlichen Kommunen sind dann – nach vielen Jahren zähen Ringens und Verhandelns auf allen politischen Ebenen – endlich Herr des Verfahrens. Somit kann nun die konkrete Entwicklung des Interkommunalen Industrie- und Gewerbeparks Zollernalb angegangen werden. Endlich können die Grundstücke an interessierte Unternehmen und Firmen, die hier Fuß fassen möchten, zugeteilt und verkauft werden.
"Mit dem Kauf des Geländes der ehemaligen Zollernalb-Kaserne und dessen Umwandlung entsteht hier ein moderner, klimabewusster und zukunftsorientierter Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark, der als Leuchtturmprojekt dynamischer Wirtschaftsförderung weit über die Region Strahlkraft haben wird“, kommentiert Frank Schroft. Dankbar sei man der Landkreisverwaltung, die die in die Zukunft gerichtete und bestmögliche Entwicklung des Kasernengeländes konsequent und nachhaltig unterstützt, begleitet – und mit dem Gebäude 48 selbst den ersten Grundstein für die Konversion gesetzt hat. Im Gebäude 48, durchgesetzt gegen einige politische Widerstände auch dank der Unterstützung durch die Landtagsabgeordnete und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, sind das Landratsamt Zollernalbkreis, der Landesforst und der Zweckverband Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb unter einem gemeinsamen Dach.
Ebenso freut sich die IIGP-Geschäftsführerin Heike Bartenbach, die in den vergangenen Monaten intensiv alle Verhandlungsschritte mit Behörden und Juristen begleitete und somit bedeutend zu diesem Erfolg beigetragen hat: "Mit dem Eigentumsübergang kann der Zweckverband nun die nötigen Erschließungsarbeiten beauftragen und aktiv für den Standort werben“. Seit einiger Zeit in den Startlöchern steht die Firma MVV Biogas GmbH. Das Unternehmen will in Meßstetten kommunalen Bioabfall aus mehreren Landkreisen und Städten verarbeiten, um daraus regenerative Energie in Form von Biomethan zu gewinnen. Weitere Firmen haben ihr Interesse am Standor hinterlegt.
Das Echo in der Region Neckar-Alb ist ebenfalls positiv : "Das ist eine sehr gute und sehr wichtige Nachricht für die Region und die gesamte gewerbliche Wirtschaft bei uns. Die heimischen Betriebe brauchen dringend Flächen, um wachsen zu können. Deswegen war immer klar, dass die Bedeutung des künftigen Industrie- und Gewerbeparks weit über die Grenzen von Stadt und Landkreis hinausreicht. Die jahrelangen Planungen der Politik und der Verwaltung vor Ort zahlen sich nun endlich aus – zum zukünftigen Wohle von Standort und gesamter Region," sagt Dr. Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Reutlingen.
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