Tausende Insekten hat die Technische Universität München im vergangenen Sommer bei Münsingen gesammelt und wertet den Fang derzeit aus. Mit Keschern auf Wiesen und Fallen im Wald griffen die Foscher aus Bayern dort zu, wo in Sachen Artenvielfalt noch am meisten zu holen ist: im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.
Schon seit seiner Gründung im Jahr 2008 dient das Biosphärengebiet als Freiluftlabor für Grundlagenforschung und angewandte Naturwissenschaften, aber auch für sozialwissenschaftliche Untersuchungen, denn außerhalb der sogenannten Kernzonen, hauptsächlich Waldgebieten, in denen die Natur weitgehend in Ruhe gelassen wird, gibt es bewirtschaftete und bewohnte Flächen sowie Habitate für bestehendes Gewerbe und Neuansiedlungen von Unternehmen. Das Zusammenspiel von Kultur- und Naturlandschaft gilt als das auf die längste Dauer angelegte Experiment im von der UNESCO anerkannten Biosphärenreservat auf der Mittleren Alb.
Studien zu Veränderungen bei Biodiversität, Klima und Boden laufen im Biosphärengebiet Alb auf über 1.000 Probeflächen in Wald und Grünland. Die TU München vermisst seit über zehn Jahren Insektenaufkommen, regelmäßig auch in den Kernzonen, wo sich auch die Wissenschaft nur unter strengen Auflagen bewegen darf. Das Zwischenfazit der Forschungsgruppe um Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser von der TUM-Fakultät für Lebenswissenschaften fällt traurig aus: Über den langen Betrachtungszeitraum hinweg zeichnet sich demnach ein deutlicher Rückgang bei den Insekten ab. Umso wichtiger sei es, jetzt noch breite Sammlungen als Forschungsgrundlage für die Zukunft anzulegen. Präparate aus dem Biosphärengebiet könnten als Natur-Archiv in einigen Jahren dazu beitragen, weitergehende Untersuchungen zu Umweltveränderungen und äußeren Einflüssen auf Ökosysteme durchzuführen.
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