Avatare anzuziehen ist die eine Sache, wirklich passende Kleidung für reale Menschen im virtuellen Raum zu entwerfen, ist noch eine Forschungsaufgabe. Ein Projekt der Hochschule Albstadt-Sigmaringen macht sich jetzt an die Creation im Computer, die im Erfolgsfall hohe Ausgab für Material und Sprit vermeidet.
Wie lässt sich die Produktentwicklung in der Textilbranche durch digitale Anwendungen verkürzen? Können reale Prototypen durch den Einsatz von 3D-Simulation ersetzt werden? Und wie lassen sich komplette Kollektionen durch 3D-Visualisierung ansprechend aufbereiten, um sie Kunden zu präsentieren? Diesen Fragen gehen derzeit 29 Studierende des Masterstudiengangs Textil- und Bekleidungsmanagement an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen nach. "Ziel des Projektes ist es, die 3D-Simulation als kreatives Werkzeug in der Entwurfsphase zu nutzen“, sagt Prof. Marina Baum, die das Projekt zusammen mit Prof. Dr. Christian Kaiser betreut. "Außerdem soll sie für die Passformkontrolle von Bekleidungsstücken angewandt werden.“ Industrielle Kooperationspartner des Projekts sind die Softwareanbieter Assyst GmbH und Luxion AG.
In einem ersten Schritt entwickeln die Studierenden eine anspruchsvolle Kollektion, die ausschließlich digital erarbeitet und präsentiert werden soll. Dabei können sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen, denn das Hauptaugenmerk liegt auf der Präsentation der Kollektionen in möglichst realistischer Form. So werden die Produkte mit Programmen von Assyst konstruiert und simuliert. In der Softwareanwendung Keyshot des Unternehmens Luxion werden diese dann optisch aufbereitet, um eine fotorealistische Darstellung zu erreichen. Die so dargestellten Outfits werden in eigens dafür erstellten Settings präsentiert: Die Szenen sollen eine fiktive Person durch den Tag begleiten – daher erstellen die Studierenden ein digitales Ankleidezimmer, eine U-Bahn-Station sowie Meetingräume und eine Bar.
Im zweiten Teil des Projekts soll durch die Erstellung eines zweiteiligen Business-Outfits bewertet werden, inwieweit sich physische Prototypen durch digitale Entwicklungen ersetzen lassen. "Da der für die Textil- und Bekleidungsbranche traditionelle Prozess der Erstellung, Bewertung und Anpassung von Prototypen im Regelfall kostspielig und zeitintensiv ist, bietet die digitale Produktentwicklung großes Rationalisierungspotential", sagt Christian Kaiser. "Zudem kann durch die Einsparung von Transportwegen und Ressourcen eine nachhaltigere Arbeitsweise erreicht werden."
Die Business-Outfits werden sowohl einer digitalen als auch einer physischen Passformanalyse unterzogen. Dazu werden die Produkte von den Studierenden zuerst digital konstruiert und simuliert, dann aber auch in den Laboren der Hochschule gefertigt und anschließend bei einer klassischen Anprobe bewertet.
Die Ergebnisse werden am 25. Januar 2022 in einer öffentliche Abschlusspräsentation gezeigt.