Vor 40 Jahren kam am Hirschkopf der Hang in Bewegung, rund 80 Hektar Wald rutschten ins Tal. Menschen kamen nicht zu Schaden, aber erst mit der Zeit wandelte sich die Wahrnehmung von der forstlichen Katastrophe zur Urlandschaft, die Wissenschaftler und Touristen fasziniert. Armin Dieter hat maßgeblich dazu beigtragen. Die Stadt hat ihn nun mit der Ehrenplakette ausgezeichnet.
"Als sich im morgendlichen Dauerregen des 12. April 1983 am nebelverhangenen Albtrauf oberhalb von Mössingen, beim Hirschkopf, ein lautes Rumoren vernehmen lässt, das sich beim Näherkommen als lautes Krachen splitternder und umstürzender Bäume, donnernd herabstürzender Gesteinsbrocken und rutschender Erdschollen deuten lässt, ist schnell klar, dass ein ungewöhnliches Naturereignis im Gange ist. Doch noch ahnt damals niemand, dass sich hier gerade der größte Bergrutsch Baden-Württembergs anbahnt“, brachte Oberbürgermeister Michael Bulander das Ereignis in Erinnerung.
Ohne den Mössinger Naturfotografen, Autor und Bergrutschführer Armin Dieter wäre das imposante Ereignis heute allerdings wohl nur noch eine helle Narbe im ansonsten grün bewaldeten Albtrauf, machte Bulander auch deutlich. Dieter habe als einer der ganz wenigen bereits in den ersten Stunden nach dem Rutsch erkannt, dass dieser eine herausragende Besonderheit darstellt. Er dokumentierte von Beginn an nicht nur in zahllosen Fotos jede Veränderung im Rutschgelände. Er informiert seither auch unermüdlich mit landesweit gefragten Bildvorträgen, im Radio und Fernsehen, in Ausstellungen, auf Messen und in bis heute gut besuchten Führungen darüber, wie die scheinbar total zerstörte Landschaft von der Tier- und Pflanzenwelt nach und nach wiederbesiedelt wurde. War zunächst von einer „biologischen Nullzone“ die Rede, siedelten sich rasch wieder Pflanzen und Tierean - darunter Teichfrösche, der Wiedehopf oder pinkfarbene Heuschrecken. Doch es blieb ein Paradies auf Zeit. Vielfach ist heute wieder "normaler“ Wald nachgewachsen.
Der Bereich wurde zum Naturschutzgebiet und 2006 auch Nationales Geotop. Er gilt heute als das herausragende geologische Rutschungsereignis Deutschlands vom 20. Jahrhundert bis heute. Die Stadt möchte im Zuge der heranstehenden Erweiterung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb dieses einzigartige Naturdenkmal dort einbringen. Aus städtischer Sicht wäre das Gebiet geradezu prädestiniert, eine sogenannte Kernzone zu sein und damit modellhaft aufzuzeigen, wie sich typische Waldökosysteme im weltweiten Klimawandel natürlich anpassen.