Traditionelles Waldgewerbe zum Anfassen bietet der Kohlenmeiler am Finsterdobelweg im Stadtwald Metzingen. Aufgeschichtet und entzündet wurde er kürzlich von den Forstwirtauszubildenden der Stadt Metzingen. Ab dem 14. Juni 2021 gibt es dann Grillkohle aus dem Meiler direkt beim Forsthof zu kaufen. Zuletzt gab es einen solchen Meiler in Metzingen 2016.
Mit der Aktion erweckt der städtische Forstbetrieb die Holzkohleherstellung, wie sie im Mittelalter hier ausgeübt wurde, zum Leben. Interessierte erhalten einen seltenen Einblick in das traditionsreiche Handwerk. Nach dem Anzünden schwelt der Meiler sieben Tage lang. In dieser Zeit kann er von allen Interessierten besucht werden.
Aufgebaut wurde der Metzinger Kohlemeiler als sogenannter stehender Rundmeiler. Dafür werden rund acht Raummeter Eschenholz verwendet. Das aufgeschichtete Holz wird mit frischem Gras abgedeckt und anschließend mit Erde abgedeckt. Auf diese Weise kann das Feuer kontrolliert schwelen. Nach dem Entzünden beginnt im Feuerschacht der Verkohlungsprozess, gesteuert durch manuell regulierte Luftzufuhr. Die Dauer des Schwelbrands hängt von der verwendeten Holzmenge und Holzfeuchte ab. Beim Kohlemeiler am Finsterdobelweg dauert er je nach Witterung fünf bis sieben Tage. In dieser Zeit sind der Köhler Herbert Haag und die Forstwirtauszubildenden ständig vor Ort, um den Abbrand zu beobachten und zu regulieren.
Danach ist der Meiler "gar". Übrig bleibt sehr energiereiche Holzkohle, die gegenüber Holz etwa 50 Prozent weniger Volumen und 75 Prozent weniger Gewicht hat. Deshalb war der Kohlemeiler oder auch die Köhlerei im Mittelalter die einzige Möglichkeit, Holz aus entlegenen Waldgebieten abzutransportieren und zu nutzen. Rund um Metzingen wurde Holzkohle früher in großen Mengen benötigt, um Metalle aus den gewonnenen Erzen auszuschmelzen – dieser Prozess wird auch Verhüttung genannt. Bis zur Nutzung fossiler Brennstoffe wie etwa Kohle, Erdöl, Erdgas war die Holzkohle neben Holz der wichtigste Energieträger. Holzkohle ist ein unbelastetes, klimafreundliches Naturprodukt. Grillfans schätzen die typische, feine Note, die Holzkohle den Speisen verleiht: Der Geschmacksunterschied zum Gasgrill ist klein, aber durchaus wahrnehmbar. Die gute Qualität der Holzkohle erkennt man übrigens daran, dass sie „klingt“, wenn man zwei Stücke aneinanderschlägt.
Wer zum Meiler gelangen möchte, kann auf dem Parkplatz am Bongertwasen oder am Beginn des Sportpfades parken. Ab dort weist die Beschilderung den 700 Meter langen Weg.