In Balingen erprobt und für gut befunden: Nach drei Jahren Praxistest rollt die Unfallkasse Baden-Württemberg (UKBW) das Modellprojekt „Gemeinsam stark für Pflege!“ landesweit aus. Ziel des Projektes ist es, die Gesundheit pflegender Angehöriger zu schützen und durch die Integration des Präventionsgedankens zu stärken. Hierfür haben UKBW, die Stadt Balingen, die DAK und die Deutschen Rentenversicherungwurden vorhandene Strukturen und quartiersnahe Angebote für pflegende Angehörige vernetzt, sichtbar gemacht und erweitert.
Nach Abschluss der Evaluation durch das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation wurden die Ergebnisse am 24. Juni 2022 Gesundheitsminister Manfred Lucha und der Öffentlichkeit in der Balinger Stadthalle präsentiert und damit das Projekt gleichzeitig landesweit ausgerollt. „Die Zukunft der Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Für uns als UKBW ist es wichtig, dass pflegende Angehörige gesund bleiben. Dafür bieten wir Seminare zur Weiterbildung an, aber auch die Hilfestellung vor Ort ist wichtig,“ sagte Tanja Hund, Geschäftsführerin der UKBW.
Der gesetzliche Auftrag der Unfallkasse umfasst neben dem Unfallversicherungsschutz auch den Gesundheitsschutz der häuslich Pflegenden. Gemeinsam mit der Stadt Balingen wurde deshalb 2017 das Modellprojekt ins Leben gerufen.Helmut Reitemann, Oberbürgermeister der Stadt Balingen: " Ich freue mich sehr, dass wir durch das Projekt unsere Pflegeinfrastruktur in Balingen weiter modernisieren und noch leistungsfähiger machen konnten.“ Manfred Lucha gratulierte den Projektbeteiligten und nannte das Balinger Netzwerk pflegender Angehöriger ein Vorbild kommunaler Mitverantwortung.
Wie die Stadt Balingen mitteilt, gibte es in Baden-Württemberg laut statistischem Landesamt fast 472.000 pflegebedürftige Menschen – mehr als die Hälfte von ihnen, rund 261.000 Personen, werden ausschließlich von Angehörigen gepflegt. Um Um mehr über die Sorgen und Wünsche pflegender Angehöriger zu erfahren, wurden im Modellprojekt persönliche Interviews geführt. Das Ergebnis: Pflegende Angehörige wünschen sich eine Anlaufstelle mit gebündelten Angeboten, niederschwellige und individuelle Betreuungsangebote, eine verstärkte Zusammenarbeit kommunaler Akteure sowie eine Vereinfachung von Abläufen. Entsprechend wurden Strukturen entwickelt, um die Bedarfe zu erfüllen. Hierzu wurden auch örtliche Akteure, wie ambulante Pflegedienste, Pflegeheime, Krankenkasse, das Zollernalb Klinikum oder der Kreisseniorenrat, einbezogen.
Die Ergebnisse reichten von wohnortnahen Kursen zur Pflegeversicherung bis hin zu verbesserten Absprachen zwischen den örtlichen Akteuren durch regemäßig stattfindende Treffen. So konnte beispielsweise das Entlassmanagement bei Pflegebedürftigen im Krankenhaus durch einen fest etablierten Austausch verbessert werden, was zur Entlastung pflegender Angehöriger beiträgt. Darüber hinaus bündelt ein neues Online-Angebot der Stadt Balingen alle wichtigen Angebote und Informationen für pflegende Angehörige von A wie Achtsamkeit bis Z wie Zuzahlungsbefreiung. Betroffene können sich so schnell und unkompliziert über lokale und regionale Angebote vor der Haustür informieren.