Das Land hat dem NMI und seinen Projektpartnern rund 4 Millionen Euro zugesagt. In Reutlingen starten drei neue Forschungsprojekte im Rahmen des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg.
Das NMI (Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen) in Reutlingen will mit den bewilligten Mitteln die Forschung im Bereich der personalisierten Diagnostik und Therapie intensivieren sowie digitale Prozesse für die Nachverfolgbarkeit von Gewebeproben etablieren. Grundsätzlich geht es dabei darum, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und die individuell am besten passende Behandlung zu finden.
Krankheiten vorhersagen, Therapieentscheidungen frühzeitig treffen: Wie das Reutlinger Forschungsinstitut mitteilt, leitet das NMI eine Gruppe aus universitären und außeruniversitärer Einrichtungen, kleinen und mittelständischen Unternehmen und Partner aus der Industrie zu dieser Aufgabenstellung. Dabei stehen Krankheiten mit entzündlichen und immunassoziierten Komponenten im Fokus. Diese beträfen in der Konsequenz auch die Entstehung von beispielsweise Multipler Sklerose, Parkinson oder Krebs beteiligt. Am NMI werden demnach neuartige Nachweisreagenzien entwickelt, um die Aktivierung von Immunzellen in Patienten mit bildgebenden Verfahren darzustellen. Parallel werden hochempfindliche Nachweisverfahren, sogenannte Immunassays, für eine verbesserte Diagnostik entzündlicher Erkrankungen weiterentwickelt. Um Medikamente zu erproben und ihre Wirkung im Patienten vorherzusagen, werden darüber hinaus neuartige Zell- und Gewebemodelle entwickelt und eingesetzt, die wie kleine Teile des Gehirns aufgebaut sind. Das benötigte Zellmaterial wird aus Hautzellen von erkrankten Patienten gewonnen und durch genetische Reprogrammierung in Gehirnzellen umgewandelt. Diese patientenabgeleiteten Zellmodelle stehen für die Analyse entzündlicher Prozesse sowie für die Erprobung neuer Medikamente zur Verfügung.Weitere konkrete Anwendungsgebiete der personalisierten Diagnostik sieht das NMI in der Transplantationsmedizin und in der Infektiologie.
Ein weiteres NMI-Projekt setze sich zum Ziel, die Patientensicherheit zu erhöhen, indem Gewebeproben künftig besser nachverfolgt werden können. Um Verwechslungen oder gar den Verlust von Proben zu vermeiden, setzt das Projekt auf Kennzeichnung per RFID-Technologie.Diese ermögliche auf dem Wegen zwischen Operationssaal, Labor und behandelnden Ärzten eine optimale Logistik der Proben und einen zuverlässigen, schnellen Zugriff auf Analysedaten und damit die Erhöhung der Patientensicherheit. Geleitet wird das Projekt vom Team um Prof. Dr. Sara Y. Brucker und Prof. Dr. Diethelm Wallwiener am Forschungsinstitut für Frauengesundheit und der Universitäts-Frauenklinik an der Universität Tübingen.
Das NMI Reutlingen unterstützt die Uni Tübingen außerdem beim Aufbau von Kooperationen zwischen medizinischer Forschung und Wirtschaft, mit dem Ziel, therapeutische Konzepte zu validieren. Insbesondere werden Ausgründungen aus universitären Forschergruppen begleitet. Mit der Gründung eines baden-württembergischen „Center for Academic Drug Discovery“ (BWCAD2) können neue therapeutische Konzepte effizienter und schneller umgesetzt werden.
Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung betreibt das NMI anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Es verfügt über ein interdisziplinäres Kompetenzspektrum für F&E- sowie Dienstleistungsangebote für regional und international tätige Unternehmen. Dabei richtet sich das Institut gleichermaßen an die Gesundheitswirtschaft und Industriebranchen mit werkstofftechnischen und qualitätsorientierten Fragestellungen wie Fahrzeug-, Maschinen und Werkzeugbau.
Cluster Biotechnologie und Medizintechnik Neckar-Alb