Von außen ist das von der Verwaltung im Frühjahr 2020 bezogene Gomaringer Rathaus unverkennbar ein Zeuge der regionalen Textilindustrie. Die Innenausstattung passt ebenfalls dazu, denn 36 historische Nähmaschinen aus der Sammlung Ankele zieren jetzt die neuem Amtsstuben im ehemaligen Fabrikgebäude .
Über 80 Nähmaschinen für Haushalt und Handwerk hat Gerhard Ankele, über Jahrzehnte „Chefhandwerker“ der Miederwarenfabrik Kindler, gesammelt und restauriert. Ein Teil seines Nachlasses kommt nun an Ankeles alter Wirkungsstätte zur Geltung. Den Einzug seiner Nähmaschinen ins neue Rathaus – wie er sich das gewünscht hatte – durfte Ankele, der im Juli 2020 96 Jahre alt geworden wäre, nicht mehr erleben. Aber die Maschinen, die die Gemeinde Gomaringen aus seinem Nachlass aussuchen durfte, halten das Andenken an den Stifter in Ehren.
Ankele fand die Nähmaschinen auf Flohmärkten, bekam sie von Verwandten und Bekannten und sammelte sie bei sich zuhause. Meist erhielt er sie in einem schlimmen Zustand, aber der Tüftler brachte alle wieder zum Laufen. Die Gemeinde durfte aus diesen Maschinen aussuchen, und nun haben insgesamt 36 historische Schmuckstücke in den Räumen des neuen Rathauses eine neue Heimat gefunden und werden sehr geschätzt. Darunter ist auch eine Tischmaschine, an der in der Kindlerschen Fabrik gearbeitet wurde. „Ein Kreis hat sich geschlossen“, so Bürgermeister Steffen Heß. Die Nähmaschinen seien nun eine schöne und vielfältige Bereicherung der kulturhistorischen Inszenierung. Ende Juni nutzte Heß die Gelegenheit, sich beim offiziellen Termin im Rathaus auch bei den Erben von Gerhard Ankele zu bedanken. Sohn Alfred mit Frau Rita und Enkelin Miriam Ankele sowie die Tochter Roselinde Geisel waren als „Familiendelegation“ gekommen, um sich das Haus, einen Teil der Nähmaschinen und natürlich die Station mit Gerhard Ankele im Erdgeschoss anzuschauen. „Jetzt wäre er glücklich, so wie wir auch“, sind sich die Kinder einig.