Auf dem Gelände des zukünftigen Neubaus des Landratsamts Reutlingen haben die Arbeiten für die oberflächennahe Geothermie begonnen. Mithilfe der Erdwärme aus bis zu 140 Metern Tiefe und Wärmepumpen wird das neue Gebäude geheizt und gekühlt sowie mit warmem Wasser versorgt.
Die geothermische Anlage wurde passgenau auf das Gebäude ausgelegt. Dabei hängt die Bemessung der Sonden von der benötigten Wärmemenge des Gebäudes, der Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes und der mittleren Erdreichtemperatur ab. Für das neue Landratsamt Reutlingen wurden 63 Sonden errechnet, die senkrecht bis in eine Tiefe von 140 Meter in die Erde eingebracht werden.
Der Transport der Erdwärme erfolgt dann über Rohrleitungssysteme, die mit einer Wärmeträgerflüssigkeit gefüllt sind. Um die Temperatur auf das notwendige Niveau zu bringen, das im Gebäude gebraucht wird, kommen Wärmepumpenanlagen zum Einsatz. Diese heben die Temperatur zusätzlich an. Die elektrische Antriebsenergie, die sie benötigen, wird vor allem im Sommer zu einem Großteil durch eine 470 kWp Photovoltaikanlage auf dem Dach gedeckt.
Um die Anlage auf der Baustelle zu errichten, kommen zwei Tiefenbohrgeräte zum Einsatz. Diese schaffen pro Woche jeweils vier bis fünf Bohrungen. Dabei entstehen 8.400 Bohrmeter und 840 Tonnen Bohrgut. Insgesamt werden etwa 40 Kilometer Leitungen verlegt.
Eine Geothermieanlage arbeitet im Prinzip wie ein Kühlschrank - nur im umgekehrten Betrieb: In einem geschlossenen Rohrsystem im Untergrund zirkuliert eine Wärmeträgerflüssigkeit. Im Falle des neuen Landratsamtes sind es 38.000 Liter Wärmeträgerflüssigkeit. In der Tiefe entzieht die Flüssigkeit dem Erdreich Wärme, die sie an der Oberfläche an die Wärmepumpen abgibt. In der Pumpe befindet sich ein Kältemittel, das verdampft und dabei die Wärme aus der Wärmeträgerflüssigkeit aufnimmt. Ein elektrisch betriebener Kompressor erhöht den Druck auf das entstandene Gas. Dadurch erhöht sich dessen Temperatur weiter. Verlässt das nun heiße Mittel den Kompressor, gibt es seine für den Heizbetrieb jetzt ausreichende Wärme an das Heizungssystem ab. Dabei kühlt es ab und wird wieder flüssig. Jetzt kann es erneut Wärme aus der Erde aufnehmen und der Kreislauf beginnt von vorne.